Licht in der Aquaristik
Dipl.Ing. U.Klothen
Nachdem mich die Werbung und verschiedene Händler in Bezug auf Licht völlig
verunsichert haben und mir Schlagworte wie Kelvin, Lumen pro Watt und parabolischer
Reflektor um die Ohren warfen, habe ich beschlossen, mich diesem Thema näher zu widmen
und die gesammelten Aussagen auf den Aspekt der Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen.
Zunächst wollte ich die Frage klären, was die Einheit Kelvin ausdrückt.
Die Werbung suggeriert einem den Wert Kelvin als Leistungsmaßstab; d.h. je höher der
Wert desto besser.
Das stimmt jedoch nicht!
Die Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen und beschreibt die Zusammensetzung des
Lichtes und dies geschieht objektiv.
Das menschliche Auge vermag aus der Vielzahl der elektromagnetischen Strahlen nur
einen begrenzten Wellenlängenbereich wahrzunehmen, nämlich im Bereich von 380 bis 780
nm.
Und selbst in diesem äußerst geringem Spektrum sind wir Menschen nicht in der Lage
bestimmte Farben objektiv zu bewerten.Was dem einen als dunkelgrau erscheint ist für den
anderen dunkelblau oder gar schwarz.
Aber selbst diese subjektive Wahrnehmung scheitert spätestens an den
Sichtbarkeitsgrenzen.
Die Wissenschaft umgeht den persönlichen Einfluß des Betrachters(d.h. die
Subjektivität), indem sie die zu bewertende Lichtquelle mit der Temperatur eines sog.
schwarzen Strahlers vergleicht, wenn er die gleiche Wellenlänge wie die Lichtquelle
erreicht.
Anders ausgedrückt:
Der Wert Kelvin gibt Aufschluß über die spektrale
Zusammensetzung ( Farbe) des Lichtes das die Lichtquelle verläßt.
Da wir Aquarianer den Versuch unternehmen die Natur im Reagenzglas nachzubilden
sollte meines Erachtens unser Bestreben darin liegen, das beste für unsere Tiere zu tun
und nicht unsere persönliche und momentane Empfindung als Entscheidungsgrundlage
heranziehen. Damit meine ich die so oft propagierten Halogenmetalldampflampen mit
Leistungsangaben über 6.500Kelvin.
Sicherlich geben die Leuchtmittel ein schönes Licht ab ( für viele Betrachter )Leider
hat die Natur ( d.h. die Sonne ) "nur" eine mittlere Farbtemperatur von
ca.6.500Kelvin.
Eine Verschiebung der natürlichen Sonneneinstrahlung in den blauen Bereich mag nicht
schädlich sein, da alle Lebewesen in der Lage sind sich den Gegebenheiten anzupassen und
eine Veränderung alleine schon durch das Wechselspiel des Wetters ( starke Bewölkung,
schwache Bewölkung, Regen,...)zustande kommt.
Eine völlig überflüssige Beeinträchtigung der Lebensbedingungen unseres
Aquarienbesatzes ist es dennoch. Und die Verschlechterung muß zudem noch teuer bezahlt
werden.
In diesem Zusammenhang habe ich einmal das Argument eines Fachhändlers gehört der
meinte, das es durchaus sinnvoll sei die Lichtfarbe weiter in den blauen Spektralbereich
zu verschieben, da das Wasser ( in den Riffen) die Lichtfarbe entsprechend filtern würde.
Dieser überaus kluge Mensch hat nur übersehen, das das natürliche Sonnenlicht die
gleiche Filterung über sich ergehen lassen muß.
Als Resümee meiner persönlichen Nachforschungen im Bereich Lichtfarbe und meine
10jährige Erfahrung als Meerwasseraquarianer hat ergeben, das die Optimierung der
Lichtquellen für diesen Bereich noch nicht abgeschlossen ist.
Das Optimum nach dem momentanen Stand der Technik bilden die handelsüblichen HQI-Brenner
in der Lichtfarbe daylight ( ca. 5.600K ).Jede weitere Annäherung an den natürlichen
Tagesdurchschnitt von 6500K oder gar die Möglichkeiten der Varianz an unterschiedliche
Farbtemperaturen würden mein Behaglichkeitsgefühl erhöhen, da ich dann von einer
absolut artgerechten Haltung sprechen könnte.
Die beiden letzten Schlagworte Lumen pro Watt ( Lichtausbeute) und parabolischer
Reflektor möchte ich nur kurz behandeln. Die Bezugnahme des Lichtstroms eines
Leuchtmittels auf dessen Leistung ist ein Maßstab für die Effektivität.
Dies hat wiederum nichts mit der Farbintensität zu tun sondern ist ein Maßstab dafür,
welche Lichtmenge pro Zeiteinheit bezogen auf eine Leistungseinheit von dem Brenner zur
Verfügung gestellt werden kann. An dieser Stelle möchte ich alle Aquarianer die eine
zweiflammige HQI-Leuchte besitzen bitten,in die erste Brennstelle einen Brenner mit mehr
als 6.500K einzusetzen und in die zweite Brennstelle einen normalen D-Brenner zu
verwenden.
Die Bedeutung des Begriffes Lichtausbeute in Lumen pro Watt und das äußerst fragliche
Preis-Leistungsverhältnis der über 6.500K Brenner wird sofort deutlich.
Im gleichen Atemzug wie die Lichtausbeute muß der Reflektor genannt werden.
Er ist, wenn man den Vergleich mit einem PKW anstellt, der Reifen, welcher die Energie des
Motors ( Brenner) auf die Straße ( Wasseroberfläche) überträgt.
Es nutzt wenig, ein Leuchtmittel in der richtigen Lichtfarbe, der korrekten Leistung und
einer guten Lichtausbeute zu verwenden, wenn sich der Lichtstrom im Leucheninneren, auf
dem Wohnzimmerteppich usw. anstatt auf der Wasseroberfläche verteilt.
Das Licht muß an seinen Bestimmungsort geleitet werden. Die einzige Möglichkeit dies zu
vollbringen ist über einen Reflektor, dessen Querschnitt eine Parabel beschreibt.
Vergleichbar ist dies mit einem Trichter, der die Flüssigkeit auf das Zentrum
konzentriert.
Meines Wissens nach gibt es nur einen Hersteller für
Aquarienbeleuchtungen, der sich über den elementaren Bereich der Reflektorenbestimmung
Gedanken gemacht hat.
Nur wenn all diese Parameter stimmen und Sie bei einer Neuanschaffung oder der
Nachrüstung Ihrer Leuchte darauf achten, werden Sie die " Beleuchtungshürde "
genauso leicht überwinden wie ich.
Sie haben lediglich einen Vorteil: Sie können aus meinen Beobachtungen einen kürzeren
Weg gehen
Tipp's und Anmerkung von Marin :
Falls Ihnen das Licht optisch zu "gelb" sein sollte
erwerben Sie doch eine HQI - Leuchte mit eingebauten Leuchtstoffröhren oder Bauen in die
Abschlußblende des Aquariums noch zusätzliche Leuchtstoffröhren ein.
Empfehlen möchte ich Ihnen hier 1 x LumiLux T11 und 1 x Osram T67 blue. Die Wattstärke
richtet sich nach der Aquarienlänge.
Die Beleuchtungszeiten:
10 - 13 Stunden Leuchtstoffröhren, 5-8Std. HQI - Beleuchtung
. Hierauf gehe ich im Kapitel Riffaquarien noch näher ein.
Beispiel:
1. Die Leuchtstoffröhren schalten um 10Uhr ein,
2. um 13Uhr schaltet HQI ein
3. um 19 Uhr schaltet HQI wieder aus,
4. um 23 Uhr schalten die Leuchtstoffröhren aus.
Wenn Sie die Leuchtstoffröhren mit elektronischen V.G.
betreiben wechseln Sie die Röhren 1 x im Jahr.
Mit herkömlichen V.G. alle 1/2 Jahre.
Die HQI - Brenner der daylight Version sollten Sie dann bei ca. täglich 6 Std. Betrieb
ebenfalls einmal im Jahr wechseln.
Die sogenannten Spezialbrenner( über 6.500K)
müßten, damit wenigstens einigermaßen Licht ins Aquarium kommt, alle 3 Monate
gewechselt werden. So groß ist der Leistungsabfall!
Aber bitte nicht alles auf einmal.
Ich würde Ihnen eine Zeitspanne von wenigstens 4 Wochen empfehlen, besser noch 6 Monate.
Das heißt alle 6 Monate werden die Lichtfarben und die Lumenzahl kaum geändert was bei
schlagartigem Wechsel passiert.
Jede "kleine" Veränderung wird ( von Ihren Tieren ) kaum registriert aber
"Holzhammermethoden " immer.
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